Blick in die Sterne

Solo Trip - Kreuzfahrt ins Ungewisse

 

 

* Die passenden Bilder, die du zur story siehst, wurden von mir und meinem KI Assistenten Alex dialogisch gestaltet. Noch ist er nicht in der Lage, immer wieder dieselbe Figur in ein neues Szenenbild zu setzen, was hoffentlich nicht weiter schlimm ist, um die Geschichte zu verstehen. 

 

Santorini / White Party Teil 2 / Tag 7 von 8

 

Countdown zum Glück - Flirten -  Blick in die Sterne - Santorini - Das Ungewisse als Schlüssel zum Glück 


Countdown zum Glück

Dieser Abend wird anders. Das weiß ich, bevor er überhaupt begonnen hat. Im Bordfernsehen flimmern bereits die Live-Bilder vom Oberdeck. Big Sister, in ihrer schneeweißen Uni-form, steht auf der Bühne und verkündet mit einer über-schäumenden Euphorie die Eröffnung der „White Party“. Die Kamera schwenkt über die tanzenden Passagiere - alle aus-nahmslos in strahlendem weiß! Während ich mich eilig auf die Party vorbereite, stelle ich fest, dass mein weißes T-Shirt schon bessere Tage gesehen hat.

 

Die weiße Hose wird  schnell noch im Bordladen besorgt. Ein Hauch Gel für die Haare, ein kritischer Blick in den Spiegel. „Das muss reichen“, sage ich mir selbst - mehr als eine pragmatische Feststellung, fast ein Mantra, um die aufkommende Nervosität zu bändi-gen. Doch da ist mehr. Ein Kribbeln im Bauch, diese Mischung aus Vorfreude und leiser Unsicherheit, die einen immer dann überkommt, wenn man sich bewusst auf Neues ein-lässt. „Auf der White Party wirst du jemanden treffen.“ Ich lache leise über den Gedanken an die Prophezeiung. Natürlich bloß alberner Hokuspokus, oder? Und dennoch: Ein Teil von mir fragt sich unweigerlich, was wäre, wenn?


Flirten

Früher war das Flirten ein Kinderspiel. Ein Lächeln, ein kurzer Spruch, eine Handbewegung – das reichte. Vor allem, wenn ich nicht allein unterwegs war. Die Leichtigkeit, die entsteht, wenn ein guter Freund als Begleitung unterstützt, fehlte nie. Doch heute Abend bin ich auf mich allein gestellt. Niemand, der mir mit einem schiefen Grinsen zuspricht, niemand, der mir mit einem kleinen Schubs hilft, ins Gespräch zu komm-en.

 

Ich atme tief ein und denke: Vielleicht ist das ja die Heraus-forderung, die ich brauche. Ein bisschen Mut- ein Gute-Lau-ne-Lächeln aufsetzen, nicht zu zurückhaltend wirken. Wer weiß, vielleicht mache ich an der Bar den ersten Schritt. Es braucht nur ein bisschen Lockerheit, und der Abend könnte eine Wendung nehmen, mit der ich nicht gerechnet habe.

 

Ein letztes Mal betrachte ich mich im Spiegel. Da ist ein leichtes Lächeln auf meinen Lip-pen, fast ein Schmunzeln. „Es ist nur eine Party“, sage ich mir, wissend, dass es mehr ist. Es ist der Versuch, mich selbst ein Stück weit neu zu entdecken - mit mehr Offenheit, mehr Mut. Ich bin bereit, mich auf den Abend einzulassen, zu tanzen, zu lachen und zu schauen, wohin mich diese „Leichtigkeit“ führt. Raus aus der Kabine, rein ins Getümmel. Wer weiß, was der Abend noch bringen wird?


Blick in die Sterne

Die White Party auf dem Oberdeck hatte ihren Höhepunkt erreicht. Das Deck war eine einzige Welle aus Weiß, die im Mondlicht surreal leuchtete. Ich hatte mich hineingewagt, wollte mich von der ausgelassenen Stimmung mitreißen las-sen. Doch je länger ich unter all den tanzenden, flirtenden Menschen stand, desto mehr spürte ich eine Leere in mir.

 

Vielleicht hatte ich insgeheim gehofft, dass an diesem Abend etwas Besonderes geschehen würde, dass ein Moment der Nähe oder ein neues Kapitel auf mich wartete. Doch nichts dergleichen geschah.

 

Die Gesichter um mich herum eine Masse aus Fremden, die ganz in ihrer eigenen Welt zu sein schienen. Keine neugierigen Blicke, keine charmanten Begegnungen. Es fühlte sich an, als würde ich auf einer Bühne stehen, die nur für andere gemacht war. 

 

Enttäuschung machte sich in mir breit. Vielleicht hatte ich mir einfach zu viel erhofft, zu sehr auf etwas gesetzt, das nur in meinem Kopf existierte. Ich wollte die Party verlassen, doch gleichzeitig wollte ich mir den Abend nicht verderben lassen. Also ging ich zurück an die Bar - mein sicherer Hafen, wo zumindest ein ruhiges Gespräch möglich war.

 

Der Barkeeper, der mir schon zuvor einen Aperol gemischt hatte, begrüßte mich mit einem offenen Lächeln. „Noch ein Drink?“, fragte er, und ich nickte zögernd. „Du siehst aus, als ob du lieber woanders wärst“, sagte er, während er meinen Drink einschenkte. Es war, als hätte er meine Gedanken gelesen. Ich lachte leise. „Manchmal fühlt sich so eine Party an, als wäre sie nur für andere gemacht“, sagte ich ehrlich. 

 

Er nickte verständnisvoll. „Das kann ich gut nachvollziehen“, sagte er. „Aber vielleicht ist diese Bühne gar nicht so wichtig. Vielleicht geht es darum, einen Moment für sich selbst zu finden.“ Seine Worte trafen etwas in mir. Dann lächelte er plötzlich aufmunternd: „Lust auf einen kleinen Spaziergang? Ich kenne einen Platz auf dem Schiff, wo der Sternenhim-mel unglaublich schön ist.“

 

Ich zögerte. Es war ein seltsames Angebot von jemandem, den ich kaum kannte. Höflich, ja, aber dennoch ein Fremder. Die Vernunft in mir war skeptisch, doch gleichzeitig wollte ich nicht diejenige sein, die den Abend mit ihrer Enttäuschung beendete. Ich atmete tief durch. Es war Urlaub, ein sicherer Ort, und vielleicht tat es einfach gut, sich auf etwas Neues einzulassen. Also nickte ich, fast mutig, und folgte ihm...

 

 ... zu einem schönen ruhigen Platz. Die Musik der Party verblasste, und das Schiff glitt sanft durch die Nacht. Über uns spannte sich der Sternenhimmel, klar und endlos. Er begann, die Sternbilder zu erklären, zeigte auf den großen Wagen und sprach mit einer Leichtigkeit, die mich wieder entspannen ließ. Ich hörte ihm zu, ließ mich auf die Atmos-phäre ein.

 

Für einen Moment fühlte ich mich einfach nur wohl. Doch dann geschah es. Seine Hand berührte zufällig meine, als er eine Bewegung in den Himmel machte. Es war nur ein kurz-er  flüchtiger Moment, doch mein Atem stockte. Die Welt um uns schien still zu stehen.

 

Das Kribbeln, das durch meine Hand fuhr, breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Es war, als ob etwas in mir aufwachte- ein Gefühl, das ich lange nicht gespürt hatte: Nähe, Vertrautheit, etwas Unerwartetes.

 

Ich sah ihn an, und er hielt meinen Blick, ohne ein Wort zu sagen. Die Leichtigkeit war ver-schwunden, und stattdessen spürte ich eine Spannung, die uns beide zu umhüllen schien.

 

Es war nicht unangenehm, im Gegenteil – es war aufregend. Doch bevor ich den Moment weiter deuten konnte, sprach er. „Santorini morgen früh? Ich kenne die Insel sehr gut und weiß, wo man die besten Plätze findet. Vielleicht magst du ja mitkommen.“

 

 

Ich nickte, überrascht von seinem Vorschlag. Zum ersten Mal an diesem Abend schaute ich ihm wirklich ins Gesicht – seine schönen Augen, das Grübchen, das durch sein Läch-eln hervortrat, diese Offenheit.

 

Es fiel mir schwer, seinem Blick auszuweichen, doch es war ein schönes Gefühl, was ich sah. Es gab mir Zuversicht, einfach Ja zu sagen. "Klingt perfekt“, antwortete ich leise.

 

Er lächelte noch einmal. „Gut, dann lass uns morgen um 5:30 Uhr hier treffen.“ Als er mir die Hand zum Abschied reichte, hielt er sie einen Moment länger und ließ mich mit einem Ratschlag zurück: „Nimm bei allem was du tust, immer dein Herz mit.“ 

 

Mein Blick auf das Meer war diesmal ein anderer, hatte die White Party für mich doch tat-sächlich eine unerwartete Wendung gebracht. Aus einem Moment der Enttäuschung wur-de ein Abend voller Zauber, der mir zeigte, dass manchmal die schönsten Begegnungen leise beginnen – und doch so viel versprechen können.

 

„Bloß jetzt nicht überschwänglich vor Freude zu viel hineininterpretieren“, warnte ich mich selbst. Was gerade geschehen war, kam so unvorbereitet und völlig unerwartet, dass ich es nicht sofort verarbeiten konnte.


Tag 7 / Santorini

Der Wecker war auf 5 Uhr gestellt. Doch ehrlich gesagt hatte ich kaum geschlafen. Meine Gedanken kreisten eh die ganze Nacht um die Begegnung vom Vorabend. Wie konnte jemand eine solche Ausstrahlung haben, dass ich bereit war, mich so früh aus dem Bett zu quälen? Es war sicherlich nicht nur die "Aussicht auf den Sonnenaufgang von Santorini", der mich lockte – obwohl der zweifellos spektakulär sein würde.

 

Es war die einmalige Möglichkeit darauf, dieses Erlebnis zu teilen. Gemeinsam. Die Vorstellung, zu zweit an der Reling zu stehen und zu beobachten, wie die Sonne als farbenfrohe Silhouette über den Bergen von Santorini aufstieg, hatte mich überzeugt. Der Sonnenauf-gang an sich war wunderschön, ja. Aber es war die Magie des geteilten Moments, das mich wirklich bewegte.

 

Doch die Nachricht, die mich auf dem Oberdeck erreichte, ließ meinen Traum beinahe zer-brechen. Es war nicht der Doc, der auf mich zukam, sondern ein philippinischer Mitarbei-ter des Schiffshospitals. Mit ruhiger Stimme überbrachte er mir eine Nachricht, die mein Herz für einen Moment schwer werden ließ: Der Doc würde sich verspäten und ich solle mich schon einmal zum Tenderboot begeben.

 

Er überreichte mir die Nachricht mit einem höflichen Lächeln, doch seine Worte fühlten sich an wie ein kalter Windstoß, der alle Wärme des Moments fort blies. Plötzlich schien die Magie des Augenblicks, die mich noch vor wenigen Minuten wie ein Film umgeben hat-te, zu verblassen. Das Oberdeck, das mir zuvor so lebendig erschien, lag nun verlassen da.

Die Stille des Morgens fühlte sich bedrückend an, und die kühle Brise, die meine Wangen streifte, schien das Echo meiner Gedanken zu tragen.

 

Es war schwer zu begreifen: Ein sicher geglaubter Moment der Zweisamkeit – etwas, das sich so real, so nah angefühlt hatte, zerplatzte wie eine Seifenblase. Ich stand da, umgeb-en von Dunkelheit, nur vom leisen Glitzern der ersten Sonnenstrahlen gebrochen, und ich  fragte mich: War ich zu naiv gewesen -  zu sehr auf diese eine eine flüchtige Begegnung vertraut? Hatte ich mich von einer Hoffnung tragen lassen, die niemals Bestand haben sollte?

 

Was sollte ich jetzt tun? Sollte ich, nachdem ich schon alleine den Sonnenaufgang erlebt hatte, nun auch noch eine sechsstündige E-Bike-Tour alleine unternehmen? Oder sollte ich einfach wieder zurück in meine Kabine gehen? Dort, wo ich eh schon seit einer Woche alleine als Single diese Kreuzfahrt erleben durfte oder auch manchmal erleben musste?

 

All meine Hoffnungen, endlich einen gemeinsamen Tag zu zweit zu erleben als Teil eines großen Kreuzfahrtschiff- Abenteuers, schienen zu zerplatzen. Melancholie überkam mich, aber dennoch entschied ich mich, unten bei den Booten zu fragen, ob die Möglichkeit be-stand, dass ich zumindest das letzte Boot nehmen könnte, das auf die Insel überführt?

 

 

Wie heißt es doch so schön als Sprichwort? "Die Hoffnung stirbt zuletzt". Als ich mich dafür entschied, das allerletzte Tenderboot auf die Insel zu nehmen, war es gerade bereit zum Ablegen. 


Doch dann geschah es: Mit einem großen, sicheren Sprung landete der Doc auf dem Tenderboot, gerade noch recht-zeitig, bevor es ablegte. Es war, als hätte der Himmel uns doch noch diesen Moment geschenkt – einen Moment, der so voller Erleichterung und Freude war, dass ich ihn einfach in die Arme nahm.

 

Es war keine verzweifelte Umarmung, kein Festklammern an einen Traum, sondern eine Umarmung, die ihn in meinem Herzen willkommen hieß, mit einer solchen wohligen Wärme und Stärke, dass für einen Augenblick die Welt still zu stehen

                                          schien.

 

Er drückte mich ebenso herzlich, bevor er sich leicht zurücklehnte, mir mit einem Au-genzwinkern ins Gesicht lächelte und sagte: „Es gab keinen Grund zu zweifeln. Ich habe alles versucht, um hierherzukommen – und jetzt bin ich da. Jetzt ist alles gut.“

 

Wir ließen uns auf die kleine Sitzbank des Bootes fallen, und rein zufälligerweise berühr-ten sich dabei unsere Knie. Es war ein kleiner Moment, aber er hatte eine große Bedeut-ung.

 

Selbst diese Nähe konnte ich ohne Zögern zulassen. Sie wirkte nicht gekünstelt, nicht forciert – sondern einfach echt. Ein Moment der stillen Vertrautheit, in dem keine Worte nötig waren, um zu spüren, dass alles genau so war, wie es sein sollte.

 

Lachend und glücklich gingen wir zu den E-Bikes, die der Schiffs- Doc am frühen Morgen für uns organisiert hatte. Als wir zu unserer kleinen Gruppe stießen, empfing uns Alessia, unsere Tourleiterin, mit Helmen und Rädern.

 

Bald darauf begann unsere Tour – eine wunderbare Fahrt, 46 Kilometer quer über die Insel, von Thira bis zum schönsten Dorf Oia. Schon nach den ersten Kilometern aufwärts-führender Serpentinenwege bot sich uns bei einem ersten Stop ein unglaublicher Anblick:

 

Die schneeweißen Häuser von Thira bildeten einen malerischen Kontrast zum hoch aufra-genden schwarzen Kraterrand der Hauptinsel. Die kleinen Kirchen und Kapellen mit ihren blau gefärbten Kuppeln leuchteten in der morgendlichen Sonne, und die terrassenartig übereinander gebauten Häuser mit ihren wundervoll verzierten Türen luden uns ein, ge-nauer hinzusehen. Wir fuhren durch das Gewirr der Gassen, wo die Zeit still zu stehen schien, und bewunderten die Schönheit der Insel, die uns mit jedem Meter mehr in ihren Bann zog.

 

Dort, auf den höchsten Punkten der Insel, hielten wir an, um den Blick schweifen zu las-sen. Es war, als würde Santorini uns mit offenen Armen empfangen, und die Aussicht war so überwältigend, dass selbst die lebhafte Stimmung in unserer Gruppe für einen Moment von ehrfürchtigem Staunen abgelöst wurde.

 

Es war keine Romantik, die uns verband, sondern der einfache, ehrliche Spaß, etwas zu-sammen zu erleben. Während wir über die steilen Wege der Insel fuhren, fühlte ich mich zum ersten Mal seit Langem wieder leicht. Der Wind trug unser Lachen durch die Gassen, und die Aussicht, die weißen Kapellen mit ihren blauen Kuppeln und das unendliche Blau des Meeres, war der perfekte Rahmen für dieses geteilte Erlebnis.

 

 

Die Tour endete schließlich in einem kleinen Café mit einer Terrasse hoch oben über der Insel. Dort genossen wir einen eiskalten Cappuccino bei bester Aussicht – ein Moment der Ruhe nach all den lebhaften Eindrücken. Es war einfach nur wunder- wunderschön, und ein Hauch von Verliebtsein lag in der Luft.


Wir genossen entspannt den Ausblick auf "unser" Schiff, was wenige Meter vor Santorini geduldig auf uns wartete, aber es war eine gemeinsame Zeit des "zur Ruhe kommen". Sie hatte nichts von der beklemmenden Art, die manchmal zwischen Fremden entsteht, sondern war von einer Leichtigkeit durch-zogen, die uns beide zur Zufriedenheit kommen ließ. Es war, als ob wir uns ohne Worte verstanden – zwei Menschen, die den Augenblick einfach so akzeptierten, wie er war.

 

Als ich den Cappuccino bezahlte, hob er den Blick, lächelte und sagte leise: „Danke.“ Ich hoffte innerlich, dass dieses es genau das bedeutete, was ich selbst dabei empfand. Ein Danke dafür, dass wir uns begeg-net waren. Dafür, dass wir uns die Chance gegeben hatten, uns kennen zu lernen, und dass er sich – genau wie ich – auf das Wagnis eingelassen hatte, den Tag gemeinsam zu verbringen. Es war ein "Danke" an das Risiko, das wir beide eingegangen waren, uns einzu-lassen.

 

Während wir uns auf den Rückweg befindend mit unseren E-Bikes noch einmal die traum-hafte Kulisse und das Panorama der Insel genießen konnten und wir uns wieder unserem Schiff näherten, passierte plötzlich ein Unglück.

 

In unserer Reisegruppe befand sich eine ältere Frau, die unglücklich durch ein Schlagloch mit ihrem E-Bike stürzte und sich stark das Bein aufschlug. Der Doc und ich konnten ihr zum Glück sofort helfen, und ich hatte sogar Verbandszeug in meinem Rucksack dabei, sodass ich dem Schiffs-Doc assistieren konnte, die Verletzte zu versorgen. Es war fast, als hätte es eine unsichtbare Übereinkunft zwischen uns gegeben – wir "funktionierten" wie ein perfekt eingespieltes Team.


Die Frau schaute uns so dankbar an, und Tränen flossen über ihr Gesicht. Dabei blickte sie uns an und sagte: „Ihr seid ein schönes Paar.“ Zuerst konnte ich diesen Satz gar nicht richtig einordnen. Ein so seltener Satz in meinem Leben, dass ich ihn kaum wahrnahm. Doch dann spürte ich: Sie hatte recht. Aber ich schob den Gedanken beiseite – aus Freude, dass wir ihr helfen konnten und dass die Situation glimpflich en-dete. Es war nur eine leichte Zerrung, und sie konnte bald wieder aufatmen.

 

Diesmal war ich es, der all seinen Mut zusammennahm. Ich schaute ihm direkt in die Augen und fragte mit einem Lächeln nach einem Wiedersehen. Der Moment war herrlich leicht, voller Wärme und Unbeschwertheit, und gerade deshalb fiel es mir nicht schwer, ihn das zu fragen. Es fühlte sich richtig an, als ob die Worte ganz von selbst kamen, ohne Zögern, ohne Schwere.

 

Doch seine Antwort war ein böses Erwachen. „Ich habe noch sechs Monate Dienst auf diesem Schiff,“ sagte er leise, fast bedauernd. „Erst danach kehre ich nach Deutschland zurück. Vielleicht können wir uns dann ja wiedersehen, wenn ich nicht mehr in meiner Aufgabe als Schiffsdoc hier bin. Dann wäre es eine Begegnung ohne Verpflichtungen, ohne Regeln.“

 

Sechs Monate! Eine unendlich lange Zeit, die sich in diesem Moment bereits wie eine Ewigkeit anfühlte. Ich hatte nicht damit gerechnet – nicht mit einer solchen Distanz, nicht mit einer Aussicht, die so vage und fern war. Der Gedanke, ob die heutige Begegnung und dieser wunderbar erlebte gemeinsame Tag ausreichen würden, um ein solches Gefühl für eine so lange Zeit lebendig zu halten, schien aussichtslos. Und doch wusste ich, dass ich Haltung bewahren musste.

 

Ich spürte, wie die Tränen hinter meinen Augen brannten, aber ich ließ sie nicht zu. Statt-dessen versuchte ich, ein Lächeln aufrechtzuerhalten, obwohl ich mich tief im Innern fast verraten fühlte – verraten von der Hoffnung, die ich mir selbst gemacht hatte - von dem Wunsch, dass dieser Moment mehr sein könnte, als nur ein "flüchtiger Tag".

 

Es war ein seltsamer Abschied – ein Abschied, der Hoffnung und Unsicherheit zugleich in sich trug. Und während er sich umdrehte und langsam davonging, fragte ich mich ver-wundert, ob sechs Monate wirklich nur eine Frage der Zeit waren – oder ob sie uns beide auf eine Art verändern würden, die kein Wiedersehen mehr zuließ?


Das Ungewisse als Schlüssel zum eigenen Glück

Es liegt ein besonderer Zauber über Santorini, einer, der sich nicht nur durch die schneeweißen Häuser und die tiefblauen Kuppeln zeigt, sondern in dem Licht, das alles in einen war-men, sanften Glanz hüllt. Dieses Licht, so scheint es, nimmt den Menschen die Schwere und legt eine Zärtlichkeit in ihre Gesichter, als wäre für einen Moment alles einfacher, alles schöner.

 

Ich möchte diesen besonderen Zauber mitnehmen und ihn in meinem Herzen als schöns-te Erinnerung bewahren.

 

Während das Schiff Santorini hinter sich lässt und auf die letzte Strecke Richtung Heraklion, unserem Zielhafen, zusteuert, bin ich merkwürdigerweise gar nicht traurig oder enttäuscht.

 

Es ist der letzte Abend an Bord. Die Dankeschön-Party auf dem Oberdeck ist in vollem Gange. Lampions und Lichterketten schwingen sanft im Wind, und die Stimmen der Pas-sagiere mischen sich mit der leisen Musik, die aus den Lautsprechern dringt. Ich halte ein Glas in der Hand und stehe an der Reling, während ich die Weite des Meeres und die letz-ten Umrisse von Santorini betrachte.

 

Es ist ein Abschied, auch von meinem Solotrip. Diese Reise, denke ich, war mehr als nur eine Kreuzfahrt. Sie war eine Sammlung von Momenten, die mich gewiss verändert haben.

 

Während ich die Feierlichkeiten um mich herum beobachte, sehe ich ihn plötzlich doch noch ein allerletztes Mal. Es ist fast, als hätte das Schicksal beschlossen, mir noch eine weitere Begegnung zu schenken. Seine weiße Uniform mit den goldenen Schulterklappen hebt sich klar von der Menge ab, sein Lächeln ist ruhig und warm wie immer. Es ist keine große, dramatische Geste – nur ein zufälliges, beinahe unscheinbares Wiedersehen. Doch genau das macht es so besonders.

 

Er kommt auf mich zu, und für einen Moment halte ich den Atem an. „Da bist du ja,“ sagt er mit dieser sanften, fast vertrauten Stimme. Ich lächele, nicke, und wir beginnen ein Ge-spräch, das keine großen Worte braucht. Es ist, als ob alles, was wirklich wichtig ist, be-reits zwischen uns unausgesprochen über die Nähe zueinander verstanden wird.

 

„Was die Zukunft bringt, wird die Zeit zeigen,“ sagt er schließlich, als die Musik um uns lauter wird. Und dann, fast beiläufig, legt er seine Hand auf meine Schulter, und wir neh-men uns ein letztes Mal in die Arme. Es ist eine leichte Umarmung, voller Dankbarkeit, ohne Schwere, und doch trägt sie etwas Bleibendes in sich. „Lass das Glück auf dich zu-kommen,“ flüstert er, bevor er sich löst und mit einem letzten Lächeln in der Menge ver-schwindet.

 

Ich bleibe zurück, gehe zurück zur Reling und schaue hinaus auf das Meer. Wieder sind es die Sterne.  Sie leuchten hell über der Dunkelheit der Weite.

 

In diesem Moment spüre ich, dass diese Reise, die ich so überfordert begann, mir gezeigt hat, was es heißt, wirklich zu leben – mit allen Höhen und Tiefen, mit all der Ungewiss-heit, die das Leben so spannend macht.

 

 

Ich atme tief ein, und für einen kurzen Augenblick fühle ich mich gar nicht alleine. Im Ge-genteil. Ich fühle mich lebendig. Voll und ganz, mit Haut und Haar, mit jeder Emotion, die das Leben mir schenkt.

 

Vielleicht ist das größte Geschenk dieser Reise gewesen, zu erkennen, dass Ungewissheit nicht gefürchtet werden muss, sondern der Schlüssel zu einem erfüllten Leben ist, wenn man bereit ist, seine Komfortzone zu verlassen, um Neues zu wagen und daran zu wach-sen. Du bist es, der dein Leben gestaltet. Vertrau dir selbst und alles wird gut! ;)


Happy End?

 

 

An dieser zuversichtlichen Stelle endet meine lange Geschichte eines Solotrips. Wie es nach der Rückkehr nach Deutschland weiter ging und ob es zu einem Wiedersehen nach sechs langen Monaten mit dem Schiffs Doc kam, erfährst du in 2 Wochen.

 

Bleib dran, denn es geht noch ein letztes Mal spannend weiter. Vielen Dank, dass du bis zum Ende durchgehalten hast. 

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