Korfu

Solo Trip - Kreuzfahrt ins Ungewisse

 

 

* Die passenden Bilder, die du zur story siehst, wurden von mir und meinem KI Assistenten Alex dialogisch gestaltet. Noch ist er nicht in der Lage, immer wieder dieselbe Figur in ein neues Szenenbild zu setzen, was hoffentlich nicht weiter schlimm ist, um die Geschichte zu verstehen.

 

Tag 4 von 8 / Korfu 

 

Zustand kritisch / Sisi- Sehnsucht / Landgang Korfu / Trost einer Kaiserin / Zuversicht


An Bord dreht sich jeder Tag um Genuss und Konsum. Die Schlaraffenland- Atmosphäre ist so sehr auf Vergnügen ausgerichtet, dass es eine Herausforderung ist, einen klaren Kopf zu bewahren.


Die Maschinerie der „Glücksgefühle“ läuft inzwischen auf Hochtouren. „Was zählt, ist der Moment“, flüstert die Umgebung, und schnell verliert das Portemonnaie seine Bedeutung. Selbst ich mutiere zum „Wunschkonsumenten“, der sich bereits den “Gönn dir“- Angeboten widerstandslos hingibt, was einen zunehmend diffusen inneren Konflikt schürt, der sich wie ein dunkler Schatten über den Tag legen soll. 


Zustand kritisch

Heute, am vierten Tag, beginnt der Morgen mit einem kurzen Blick auf das sonnenbeschienene Festland von Korfu. Die herrliche Ku-lisse aus Sonne und Meer steht in starkem Kontrast zu meinem üblen Gemütszustand, was fast ironisch anmutet und den Blick leicht trübt.

 

Die Nase ist zu und das Atmen fällt schwer. Ein Punkt in meinem Kopf dröhnt so stark wie ein dumpfer Schmerz. Eine Ibu 800 kommt direkt zum Einsatz.

 

Eine wachsende Ahnung breitet sich aus, während ich mich müh-sam aus dem Bett erhebe und zum Badezimmerspiegel bewege.

 

Ist es das "Alter", das mich schneller "krank" werden lässt? „Man ist so alt, wie man sich fühlt“ hat keine Bedeutung mehr. Ich bin so alt, wie ich bin, und das muss ich akzeptieren. Doch genau das fällt mir schwer.

Vielleicht liegt es an meinem schwachen Immunsystem? 2500 Menschen auf engem Raum, unzähli-ge Viren, die durch die Luft wirbeln– das erscheint als logische Erklärung einer drohenden Erkält-ung. Oder liegt es an den kulinarischen Verführungen? Sich maßlos den Köstlichkeiten hinzu-gegeben, überfordert den Magen...

Dann sind da noch die Zeitzonenwechsel als mögliche Ursache. Innerhalb von nur 24 Stunden bin ich von Kreta nach Tarent gereist und dann zurück nach Griechenland - ein doppelter Wechsel von Sommer- auf Winterzeit, der meinen Rhythmus völlig durcheinander gebracht haben könnte. Kommt mein Körper mit diesen ständigen Anpassungen nicht mehr zurecht? Sicher ist es die Summe all dieser Dinge.

 

Die Anstrengungen der letzten Tage haben sich in mir festgesetzt und einen Zustand herbeigeführt, den ich eigentlich nicht zulassen möchte. Ich frage mich, ob die endlosen Verlockungen und die da-mit verbundene innere Zerrissenheit (über die Zeit der Konsequenzen nach meinem Solotrip) dazu beitragen, dass ich mich emotional irgendwie entleert fühle.

 

 

Ein leichtes Frösteln zieht sich durch meinen Körper, trotz der strahlenden Sonne. Am liebsten wür-de ich die Decke über den Kopf ziehen. Lange verdrängt, muss die Wahrheit besser jetzt als nie ans Licht. Hier kommt der Offenbarungseid als persönliches Eingeständnis: Finanziell habe ich mich be-reits total verrannt und es droht, noch schlimmer zu werden, da bin ich mir sicher. Was kommt als nächstes auf mich zu? Welcher Verführung werde ich wieder erliegen? Die Reise, die mich eigentlich erfüllen sollte, wird zur Belastung meiner Gedanken. 

 

Während ich an einem Tiefpunkt angekommen, appetitlos vor meinem Frühstück kauere, unter-bricht meine treue Begleiterin, „Big Sister“, über die Lautsprecher. Mit ihrer mir inzwischen vertraut-en Stimme zählt sie die fantastischen Tagesangebote auf, die fast zum Greifen nahe scheinen. Die Liste der Verführungen ist mal wieder endlos:

 

 

Ein Cocktailworkshop, der nicht nur die Kunst des Mixens lehrt, sondern auch den Gedanken weckt, dass man durch diese Fähigkeit ein Stück „Weltgewandtheit“ erlangen kann. Eine einzigartige Uhren-präsentation versichert, dass die neue, günstige Rolex für den Mann von Welt plötzlich der Inbegriff von Erfolg und Stil ist. 

 

 

Besonders verlockend ist der Vortrag über „Kunst als Wertanlage“. Hier wird die Perspektive eröffnet, dass der Erwerb eines Gemäldes nicht nur Kunstbesitz bedeutet, sondern auch eine Investition ist, die sich später bezahlt macht. Die Ironie ist greifbar, und doch fühlt es sich für einen Moment er-strebenswert an, dieser exklusive Käufer zu sein.

 

 

„Befreie deinen Geist! Atme!“ Ein Klangschalen- Workshop verspricht, alle inneren Blockaden aufzu-lösen. Das Angebot klingt so verlockend, dass man es kaum ablehnen kann, obwohl man bereits spürt, dass es nur eine weitere Etappe auf dem Weg zur völligen Erschöpfung des Geldbeutels ist.

 

Allesamt Angebote, die mich zum Glück kalt lassen, denn ich bin fester denn je entschlossen, zu widerstehen!


Sisi- Sehnsucht

Für den geführten Korfu Landgang am Nachmittag „Auf den Spuren von Kaiserin Elisabeth“, verkündet Big Sister: „… ist ein sehr be-gehrter letzter Platz soeben frei geworden und kann direkt neu ver-geben werden!" Ist dieses Angebot bestimmt der heilsame Weckruf, der meinen desolaten Zustand spürbar steigern soll?

 

„Big Sisters“ Angebot löst in mir die „Sisi- Sehnsucht“ aus. Das Verlangen, ihr unbedingt nahe sein zu wollen, ist greifbar. Äußerlich gefasst, aber innerlich bereits entschlossen, beginnt plötzlich eine ganz andere Bedeutung zu erwachsen. 

 

Ausgerechnet heute, da ich mich selbst "schwach auf der Brust" fühle, spüre ich den Ruf Sisis, "zu ihr zu kommen", umso stärker. 

 

Wie zur Bestätigung, kehrte meine Energie zurück. Jetzt zählte etwas anderes, nämlich in das zu in-vestieren, was wirklich wichtig war. Egal, welcher Preis am Ende auf dem Bordpass stehen sollte, dieser Landgang würde mich meinem Lebenstraum näher bringen und für Erfüllung sorgen.


„Das Sisi“, die zwischen der Pflicht ihrer „offiziellen Rolle“ und ihrem unerfüllten Wunsch nach ein-em anderen (privateren) Leben zerrissen war, floh nach Korfu, um heimlich, aber viel zu selten, in die Arme ihres ungarischen Geliebten zu flüchten. 
Die Lungen Krankheit als Zeichen enttäuschter Sehnsucht, hatte sie bereits stark geschwächt. Auf der „grünen Insel“ fand sie Ruhe und Abstand, nur hier konnte sie endlich „befreiter“ atmen und abschalten. 

 

Besonders der dritte Teil der Sisi- Verfilmungen, in dem die Kaiserin von Österreich und Ungarn von ihrer Krankheit gezeichnet auf Korfu ihre letzte Erholung sucht, erinnerte ich, hatte mich schon da-mals tief im Herzen berührt. Weihnachten vor dem Fernseher, als kleiner Junge, fühlte ich sofort ei-ne Art Seelenverwandtschaft mit ihrem Schicksal.

 

Jetzt, inzwischen als erwachsener Mann selbst auf Korfu für einen Tag verweilend, bot sich mir die Chance, diese Verbindung zu meiner Sisi intensiver denn je zu spüren. Vielleicht würde sich also die Möglichkeit ergeben, sogar in ihrem Schaukelstuhl auf der Veranda Platz zu nehmen, wo sie so gerne saß und von einem glücklicheren Leben träumte. 

 

Die Chance für das letzte Ticket war zugleich ein Wink des Schicksals, das wusste ich! Als ich be-zahlt hatte, war da ein unfassbar überwältigendes Gefühl, als hätte ich gerade im Lotto gewonnen, und mich überkam eine tiefe, demütige Dankbarkeit.


Landgang Korfu

Die Welt in kleinen „Postcard Sightseeing“-Häppchen zu erleben, er-fordert, dass man sich mit einem hektischen Landgang über knappe drei Stunden zufrieden geben muss.

 

Eindrücke von Inseln und Städten werden in einem Tempo durchge-jagt, dass zum Verweilen keine Zeit bleibt. Alles wird zu kurzen „Fo-topoint- Stops“ reduziert, die nur wenige Minuten dauern. Eine echte „Pause für die Seele“ ist nicht vorgesehen. Stattdessen hetzt man hin und her, die Kamera im Anschlag, bereit, nichts zu verpassen, worüb-er man später zu Hause berichten will.


Ich betrat also den fast ausgebuchten Reisebus, nahm meinen Platz ein und fand Zeit zu beobach-ten, wer sich noch alles für den Landgang entschieden hatte.
Es waren ausschließlich ältere Pär-chen, bei denen ich sofort feststellte, dass sie sich vom Verhalten her wunderbar harmonisch er-gänzten, zufrieden dreinschauten und sich liebevoll voller Vorfreude „auf eine schöne Inselfahrt“ in den Arm nahmen.

 

Ihre gemeinsame hell strahlende Aura sprach von Jahrzehnten des gemeinsamen Lebens, während ich mich fragte, ob ich jemals auch nur annähernd in die Nähe einer solchen Partnerschaft kommen würde, wo doch weit und breit niemand in meinem Leben war, der für eine Beziehung in Frage kam.

 

Unser Reiseleiter, der sympathische alte Grieche Denisius, begrüßte uns herzlich und erklärte, dass wir im "Bus 29" eine unterhaltsame Fahrt haben würden. Schnell griff ich noch einmal nach meinem Bronchialmittel, weil ich merkte, dass mir das Atmen wieder schwerer fiel, aber ich wollte diese "letzte Reise" noch unbedingt schaffen.

 

Denisius war wirklich sehr nett. Er verniedlichte viele Ausdrücke und sprach von „Oliven-Bäumchen“ und von den „kleinen Vorinselchen“, aber auch von den „Kindern und Enkeln Korfus“, die die Insel verlassen hatten, weil sie hier keine Arbeit fanden, die ihnen ein gutes Einkommen sichern würde. Dann erzählte er mit fast traurigem Ton von den wenigen älteren Einheimischen, die geblieben war-en und die Insel weiter mit Leben füllten.

 

 

Bei einem ersten kurzen Zwischenfotostopp lernte ich eines der älteren, scheinbar glücklichen Pärchen kennen, die mir begeistert davon erzählten, dass sie den Landgang schon zum achten Mal unternahmen. Dabei betonten sie, dass sie sich „hier auf Korfu“ am Nächsten fühlen würden. 

 

Die Fahrt ging weiter durch malerische Dörfer, üppige Olivenhaine und entlang der atemberauben-den Küste. Jede Station auf der Tour bot neue, faszinierende Einblicke in die Schönheit Korfus und ihrer reichen Geschichte. Während ich die Landschaft und Denisius Geschichten aufsog, konnte ich fast spüren, warum sich Sisi für diese friedliche Insel „zum Verweilen“ entschieden hatte. 


Trost einer Kaiserin

Im Garten des Achilleion angekommen, spürte ich plötzlich, wie mir die Anstrengung und der Stress der Reise zu viel wurden. Meine Beine wur-den schwer, und meine Brust zog sich zusammen. Ich setzte mich auf eine der Bänke im Schatten, meine Lider flimmerten, und als ich meine Augen schloss, war es, als ob die Welt um mich herum verschwamm.

 

 

Als ich sie wieder öffnete, stand plötzlich Kaiserin Sisi vor mir, in ihrer ganzen Anmut und Eleganz, wie eine Erscheinung. Sie lächelte mich an wie eine Mutter, die ihren Sohn endlich nach langer Zeit wieder in die Arme schließen konnte, setzte sich zu mir und sprach mit einer Stimme, die von Sanft- und Weis-heit erfüllt war.

 

 „Du siehst aus, als ob dir die Last der Welt auf den Schultern liegt“, sagte sie und legte ihre Hand zärtlich auf meine Schulter. „Aber glaub mir, körperlicher Schmerz vergeht. Es ist die Seele, die viel länger braucht, um zu heilen. Ich weiß, wie es ist, zerrissen zu sein zwischen Pflichterfüllung und dem Verlangen nach wahrer Liebe. Doch diese Zerrissenheit hat mich krank gemacht, denn manch-mal ist es die Seele, die mehr leidet als der Körper.“

 

Fast unfähig zu sprechen, den Tränen nahe, spürte ich eine überwältigende Sehnsucht nach Ver-ständnis und Trost. „Was soll ich nur tun?“, fragte ich sie schließlich, ohne dabei in der Lage zu sein, ihr in die Augen zu schauen. Sisi tröstete weiter: „Du bist jung, und die Zeit wird dir das Glück bring-en, das du suchst. Aber du musst Geduld haben, denn Liebe kommt nicht, wenn man rastlos ist.

 

 

Lass sie auf dich zukommen, so wie der Frühling nach einem kalten Winter. Jetzt ist es an der Zeit, dass du dich erholst. Dieses milde Klima hier auf Korfu wird deinen Körper heilen, aber deine Seele braucht Zeit und Vertrauen.“

 

Ihre Worte klangen wie die einer vertrauten Freundin, wollten mich stärken und aufbauen. Als ich endlich in der Lage war, Sisi anschauen zu wollen, war sie bereits verschwunden. Zurück blieb den-noch ein Gefühl der Erleichterung. Ein Funke neuer Hoffnung war auf mich über gesprungen, was ich nur ihr, meiner Kaiserin zu verdanken hatte.

 


Zuversicht

Bevor wir auf das Kreuzfahrtschiff zurückkehrten, machten wir noch einen letzten Fotostopp vor der beeindruckenden Festung von Korfu, mitten im Hafen. Denisius verabschiedete sich mit einer nur an mich gerichteten Einladung:

 

 

„Wenn du Lust hast, komm doch morgen gerne wieder. Dann feiern wir das Fest der Verklärung Christi. Es findet immer am 6. August statt und wird von allen Korfrioten voller für die Verbundenheit der Liebe, der Fruchtbarkeit und dem Glück gefeiert.“

 

Es war kein melancholischer Blick, mit dem ich auf das Schiff zurückkehrte, sondern ein sehr posi-tiver Blick nach vorn. Endlich fand ich beim abendlichen Blick auf die untergehende Sonne und das ruhige Meer genug Zeit, um auf die letzten Tage zurück zu blicken.


Es gibt Momente, in denen die Liebe uns auf unerwartete Weise begegnet. Auf einer Kreuz-fahrt durch das Mittelmeer oder in den engen Gassen einer fremden Stadt erinnert uns die Liebe daran, dass sie weit mehr ist als nur Romantik. 
Sie ist Freundschaft, die uns stützt, selbst wenn wir auf uns alleine gestellt sind. Sie ist Dankbarkeit, die in der Begegnung mit Fremden aufblüht, und sie ist das Streben nach innerem Glück, das uns antreibt.


Die Liebe, hatte mir Denisius mit auf den Weg gegeben, die für Fruchtbarkeit und Glück steht, ist eine universelle Kraft. Sie kann in einem Glas Wein mitschwingen, in einem unerwarteten Lächeln eines Fremden oder in der ruhigen Stille einer Einzelkabine. 
Sie ist die Verbindung, die uns alle eint- über alle Distanzen hinweg. Denn am Ende geht es nicht darum, wen wir an unserer Seite haben, sondern darum, wie sehr wir fähig sind, die Liebe in uns selbst und das Leben in all ihren Facetten, selbst in den kleinen Momenten des Lebens, zu finden und zu feiern.

 

Indem wir Liebe teilen, hinterlassen wir Spuren in den Herzen anderer. Während wir geben, kehrt die Liebe irgendwann zu uns zurück, oft unerwartet, aber auf wundervolle Weise. Jeder von uns, der sich manchmal allein oder verloren fühlt, sollte darauf vertrauen, dass es jemanden gibt, der uns sieht, versteht und liebt. Die Reise dorthin mag ungewiss sein, aber eines ist sicher: Die Liebe wird uns finden, wenn der Moment gekommen ist, und dann wird alles einen Sinn ergeben.

Noch in diesem Leben wird auch mich die Liebe finden. Nicht als ein ferner Traum, sondern als ein Mensch, der mich so annimmt, wie ich bin, und mich dafür liebt. Die Zukunft ist nicht einfach ein unbekanntes Morgen, sondern jemand, der mir entgegenkommen wird, weil wir beide aufeinander zugehen.


In zwei Wochen geht es weiter mit dem Solotrip. Entdecke gemeinsam mit mir Argostoli / Kefalonia und lerne meinen Vater kennen, an Tag 5 von 8!

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