Permesso


* Die passenden Bilder, die du zur story siehst, wurden von mir und Alex, meinem KI Assistenten, dialogisch gestaltet. Noch ist er nicht in der Lage, immer wieder dieselbe Figur in ein neues Szenenbild zu setzen, was hoffentlich nicht weiter schlimm ist, um die Geschichte zu verstehen. 


 

 

Tag 3 von 8  / Tarent  / Teil 1 & Teil 2

 

 

Innere Freiheit / Wahre Freiheit / Äußere  Freiheit / Al Bano / Super Single Man / Super Single Woman / Ausblick


Dem Alltag entfliehen. Jede Reise beginnt positiv mit der Entscheidung, sich auf das Entdecken einzulassen. So mag auch eine Kreuzfahrt auf den ersten Blick eine besondere Belohnung als schnelle Flucht aus dem Alltag sein. Was einem hier geboten wird, ist großes Kino, und wir sind mittendrin. Diese Reise führt über Erwartung und äußere Bedürfniserfüllung hinaus in die Konfrontation mit sich selbst.

Wie gut man mit Vor- und Nachteilen des Freiheitsgedankens klar kommen wird, lässt nur einen Kompromiss zu. Man arrangiert sich mit den Umständen und beginnt, je früher desto besser, die Freiheit in der Enge zu entdecken und die Stille in der Hektik zu finden. Auf einem Kreuzfahrtschiff ist der Raum nun mal eben begrenzt. Dieser muss in Balance gehalten werden.

 

Der wahre Raum, der entscheidend ist, liegt jedoch nicht in der physischen Weite, sond-ern in der Fähigkeit, innerlich frei zu sein, unabhängig von äußerer Begrenzung. Die Men-schen hier sind nun mal eben zahlreich und jeder bringt sein eigenes emotionales Gepäck mit an Bord.

Diese Enge führt zu einer Art emotionalem Gleichgewicht, welches in Balance gehalten werden will. Wir müssen lernen, auf engem Raum miteinander zu leben, ohne uns selbst zu verlieren. Der wahre Raum, der entscheidend ist, liegt jedoch nicht in der physischen Weite, sondern in der Fähigkeit, innerlich frei zu sein, unabhängig von äußerer Begrenzung.

 

Wir müssen also lernen, auf engem Raum miteinander zu leben, ohne uns dabei selbst zu verlieren.

 


Innere Freiheit

Auf meinem Solotrip erlebe ich mich als stiller Beobach-ter, der bereits am dritten Tag der Reise erkennt, dass es an Bord im Wesentlichen drei typische Menschengruppen gibt, denen ich immer wieder begegne. Besonders bei den gemeinsamen Ritualen wie dem morgendlichen Frühstück oder dem abendlichen Dinner fällt mir auf, wie sich die jeweiligen Gruppen verhalten.

Junge Paare sitzen sich oft schweigend gegenüber. Das angestrengte Lächeln verrät mir, dass sie nicht wissen, wie lange sie die ständige Nähe aushalten werden. Auf engem Raum wird jede Bewegung, jede Geste hinterfragt. Ich spüre, dass diese Paare sich den ersten Belastungsproben stellen müssen, ohne die Möglichkeit, sich zurückzuziehen.

 

 

Ältere Paare durchlaufen die Rituale des Essens still und routiniert. Worte scheinen nicht mehr notwendig zu sein, und oft wird nicht einmal ein Blick gewechselt. Ich frage mich unweigerlich, ob sie den Moment verpasst haben, sich wirklich nahe zu sein. Es wirkt, als hätten sie sich mit der Zeit so sehr aneinander gewöhnt, dass nur noch die Mechanik ihres Zusammenseins übrig geblieben ist.

Bei jungen Familien, besonders mit Kleinkindern, zeigt sich der Stress oft in lauten Diskussionen darüber, wer sich gerade um das Kind kümmern soll. Manchmal nutze ich die Gelegenheit, das Verhalten der Kinder zu beobachten, wie sie ihre Eltern gegen-einander ausspielen: „Mama, ich liebe dich, Papa ist doof.“ Es erstaunt mich, wie früh sie beginnen, die Machtverhältnisse in der Familie auszutesten.

 

 

In Familien mit älteren Kindern sehe ich häufig, wie Eltern sich stark bemühen, das äußere Bild der glücklichen Familie aufrechtzuerhalten. Sie trauen sich oft nicht, ein Machtwort zu sprechen, obwohl die Konflikte deutlich werden. Jugendliche in diesem Alter sind besonders auf Konfrontation aus und haben wenig Verständnis füreinander. Diese Spannungen entladen sich oft in lautstarken Auseinandersetzungen, die nicht nur für die Beteiligten, sondern auch für mich als stillen Beobachter anstrengend sind.

In all diesen Konstellationen zeigt sich: Es ist nicht der äußere Raum, der entscheidend ist, sondern der innere. Es ist die Fähigkeit, inmitten dieser Enge die Freiheit zu finden, sich selbst treu zu bleiben, ohne von den Umständen überwältigt zu werden.


Wahre Freiheit

Wahre Freiheit entsteht nicht durch physische Distanz, sondern durch die innere Erlaubnis, Raum für sich selbst zu beanspruchen. Ein Raum, der nicht von äußeren Bedingungen eingeschränkt wird, sondern von der eigenen Fähigkeit, inmitten aller Nähe und Enge bei sich zu bleiben. Und letztlich ist dies jener innere Raum, der jedem Menschen die Möglichkeit gibt, in seiner eigenen Identität zu ruhen, unabhängig von den äußeren Umständen.

Jeder Mensch braucht den Mut, seinen eigenen Raum zu verteidigen – einen Raum, in dem er sich entfalten kann, ohne sich von falschen Vorstellungen von Liebe und Rücksichtnahme einengen zu lassen. Diese Freiheit ist es, die uns Frieden bringt, und es ist genau diese Freiheit, die wir nicht leichtfertig aufgeben sollten, egal in welcher Situation wir uns befinden.

Vielleicht liegt es doch tatsächlich an dieser unerwarteten Ruhe, die sich während der Fahrt durch das Mittelmeer auf den Körper überträgt. Am Morgen, wenn das Schiff plötz-lich zum Anlegen kommt, schaut man hinaus und entdeckt eine völlig neue Welt, die am Abend zuvor noch nicht erahnt war.

Wo vorher nur das weite, blaue Meer zu sehen war, taucht plötzlich ein Festland auf, irgendwo auf der Welt. Es ist fast so, als hätte das Schiff einen sanft im Schlaf dorthin getragen, ohne dass man es bemerkt hat. Die Sonne, die auf das Schiff strahlt, wärmt die Seele so sehr, dass man sich dabei ertappt, nach grauen Wolken zu suchen – doch dieser Tag ist zu schön, um ihn nicht in vollen Zügen zu genießen. Die Luft duftet nach Glück.

 

 

Mit diesem offenen und interessierten Blick beginnt der dritte Tag der Reise, der am Nachmittag einen ersten kulturellen Höhepunkt bereithalten wird. Es wird Zeit, das Schiff zu verlassen und eine historische Stadt zu entdecken. Die Kamera liegt bereit, und die Vorfreude darauf, die Eindrücke festzuhalten, ist groß. Vielleicht wird dieses Erlebnis sogar ein Stückchen mehr Glück von Freiheit bringen? Ganz sicher!


Äußere Freiheit

„Das Besondere an einer Kreuzfahrt sind nicht nur die Tage auf See, sondern auch die Landgänge, die eine neue Welt voller Entdeckungen eröffnen,“ erklang die fröhliche Stimme von Big Sister und erreichte in mir das Gefühl kindlicher Vorfreude. Es war die erste Möglichkeit, der Enge des Schif-fes zu entfliehen, und wirklich alle wollten diese Chance nutzen. Endlich war es soweit.

Menschen, bepackt mit Rucksäcken, strömten auf Deck 2, (dem Ausstieg), um von dort aus die Stadt zu erkunden – die einen in organisierten Bustouren, andere, wie ich, auf eigene Faust, zu Fuß. Während ich die vielen Passagiere beobachtete, die sich in ihre Busse begaben oder ge-führte Fahrradtouren starteten, spürte ich eine gewisse Unruhe in mir aufsteigen. Wie sollte ich in dieser fremden Stadt zurecktkommen, ohne die Orientierung zu verlieren? Doch zugleich war da der Drang, Tarent durch meine Kamera festzuhalten, wissend, dass ich spätestens um 17 Uhr auf dem Schiff zurück sein musste.

 

Der Tag war perfekt: strahlender Sonnenschein und eine leichte Brise, die die Hitze erträglich machte. Während die meisten Passagiere zur Uferpromenade strömten, zog es mich zum Castello Aragonese, einer beeindruckenden Festung aus dem 15. Jahrhundert. Ich schloss mich einer geführten Gruppe an und erfuhr, dass sie nicht nur als Festung, sondern auch als Militärgefängnis und Militärhospital genutzt wurde.

Es war die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen, die mich magisch anzog, denn ich wollte die verborgenen, besonderen Ecken einfangen, die noch den Geist vergangener Zeiten atmeten.

Ich hatte sie gefunden: die stillen Schätze dieser Stadt, abseits der touristischen Pfade. Stunde um Stunde verging, und ich vertiefte mich immer mehr in die Fotografie. In den verfallenen Gebäuden und engen Seitenwegen fand ich wundervoll erhaltene Malereien an Wänden, die langsam drohten, durch die Gegenwart für immer zu verblassen.

Doch plötzlich holte mich die Gegenwart mit voller Wucht zurück. Mein Blick fiel auf mein Handy– 16:30 Uhr! Panik schoss durch meinen Körper. Ich war meilenweit vom Schiff entfernt, und die Uhr tickte unerbittlich. Es würde pünktlich um 17 Uhr ablegen, mit mir oder ohne mich.

 

 

Hektisch packte ich meine Kamera zusammen und begann, schneller durch die Gassen zu laufen, doch jede Abzweigung schien mich nur weiter vom Ziel zu entfernen. Der Durst hatte mich in-zwischen eingeholt, und ich brauchte dringend etwas zu trinken. Bei meiner Suche stieß ich auf eine kleine geöffnete Bottega, die zum Glück geöffnet hatte.

 

 

Ich trat ein, und dort stand er: ein älterer Italiener mit Strohhut, der mir ein Lächeln des Willkommens schenkte. „Acqua, prego!“, brachte ich noch keuchend hervor. 


Al Bano

Der alte Mann sah meine Not und reichte mir sofort eine kleine Flasche Wasser. Obwohl er mich nicht kannte, schien er zu spüren, dass ich als Tourist für ihn interessant war. Und so griff er, als ich das Wasser geleert hatte, nach einer Flasche Wein und pries sie mir an.

 


„Un bicchiere di vino?“, sagte er und zwinkerte mir zu, als ob er wüsste, dass ich seine „Einladung“ nicht ablehnen konnte. Bevor ich mich versah, hatte ich ein Glas tiefroten Wein in der Hand. Der samtige Geschmack des Vino war genau das, was ich in diesem Moment brauchte, um das Glück im Unglück zu sehen.

Als ich die Weinflasche in der Hand hielt, fiel mir plötzlich das Etikett auf: 'Al Bano.' Ich stutzte. Der Name schien mir vertraut, doch es dauerte einen Moment, bis die Erinnerung an meine Kindheit aufstieg. Al Bano und Romina Power, das berühmte Duo fiel mir nur spontan ein. Ich sah ihn genauer an: Der kleine Sänger mit der großen, wunderschönen Frau. Und jetzt stand er hier, ergraut, aber immer noch mit derselben Aus-strahlung.

 

Die auffällige Brille von damals war immer noch die gleiche. „Sind Sie... Al Bano?“, fragte ich vorsichtig. Ein schelmisches Lächeln huschte über sein Gesicht, als er nickte. In diesem Moment schien sich die Zeit für einen Augenblick aufzulösen, und all die Erinnerungen an meine Kindheit kamen zurück.

Nach der ersten Überraschung füllte sich der Raum mit einer angenehmen Leichtigkeit. Al Bano schenkte mir noch ein weiteres Glas Wein ein, und plötzlich begann er, leise eines seiner alten Lieder zu summen. Ich konnte nicht anders, als mit einem Lächeln auf den Lippen mitzuschmunzeln und in „Sharazan“ einzustimmen.

Bald sangen wir beide in dieser winzigen Bottega, versteckt in einer Gasse von Tarent, aus voller Kehle „Felicità“, eines der berühmtesten Lieder von Al Bano und Romina Power, seiner Ex-Frau, deren lange braune Haare ikonisch waren. Der Wein trug uns, die Musik erfüllte den Raum, und für einen Moment war es, als hätte sich die Welt um uns herum in pure italienische Lebensfreude aufgelöst.

Doch plötzlich holte mich die Gegenwart mit voller Wucht zurück. Mein Blick fiel auf mein Handy – 16:30 Uhr! Eine Welle von Panik erfasste mich. Ich war meilenweit vom Schiff entfernt, und die Uhr tickte unerbittlich. Das Schiff würde pünktlich ablegen…

 

Abrupt ließ ich alles stehen und liegen und wollte nur noch zum Hafen.  Ich begann schneller durch die Gassen zu laufen, doch jede Abzweigung schien mich nur weiter vom Ziel zu entfernen. Schließ-lich landete ich, innerlich aufgebend direkt in den Armen von Al Bano, der versucht hatte, mir hin-terher zu gehen und längst gemerkt hatte, dass ich völlig die Orientierung verloren hatte.

Der alte Mann spürte meine Unruhe und griff schnell nach meiner Hand. „Calma, calma“, sagte er ruhig, „Das schaffen wir zusammen.“ Er winkte mich zu einem Auto, das wohl ihm gehörte. Schon sah ich ihn bereits den Schlüssel in das Zündschloss seines alten Fiat Punto stecken.

 

Wie der Wind rasten wir durch die engen Gassen Tarents, das Auto schlingerte durch Kurven, während der alte Mann abwechselnd „Carajo!“ und „Andiamo!“ rief. Mein Herz schlug wie wild. Die Minuten verstrichen, doch endlich erreichten wir den Hafen.

 

 

Al Bano hielt den alten Fiat Punto abrupt an und ich sprang aus dem Auto. In der Eile, das Schiff nicht zu verpassen, drehte ich mich noch einmal um, um mich bei ihm in aller Form zu ent-schuldigen und natürlich aus großem Dank für seine selbstlose Hilfe im richtigen Moment. Da stand er, dieser berühmte (alte) Sänger, der mich auf eine fast väterliche Weise durch den Tag begleitet hatte, die ich nie erwartet hätte.

Er drückte mir eine Flasche seines edlen „Al Bano“ Weins in die Hand, fest und bestimmt, als wolle er sicherstellen, dass ich sie nie fallen lassen würde. „Questo è per te,“ sagte er ernst, doch mit einem warmen Lächeln auf den Lippen.

„Genieße ihn in einem besonderen Moment. Der Tag wird kommen, an dem die Liebe dich finden wird, Bambino“ , sagte er mit einer leisen, traurigen Stimme. Seine Augen verrieten eine tiefe Wehmut, als ob er an eine Zeit dachte, die längst vergangen war. Unsere Um-armung war kurz und unbeholfen, doch in diesem Augenblick spürte ich, dass es nicht nur um den Wein ging. Es war ein Abschied, der mehr bedeutete, als Worte sagen konnten.

 

Es war, als hätte Al Bano mir in dieser Flasche einen Teil seiner eigenen Geschichte übergeben. Eine Seele, die von der Erinnerung einer großen vergangenen Liebe geprägt war. Eine Geschichte von Verlust, Wehmut und niemals endender Hoffnung.

 

 

Als ich mit der Flasche in der Hand die Gangway des Schiffs hinauflief, wurde mir klar, dass ich an diesem Tag etwas Besonderes gefunden hatte. Etwas, das ich für immer bei mir tragen würde.

 

Auf dich, mein Freund, dachte ich, während ich den Tarent im letzten Licht der untergehenden Sonne hinter mir ließ. Auf die Freundschaft, die bleibt, was auch immer kommen mag.


Tag 3 von 8 / Tarent  / Teil 2

Super Single Man

Noch völlig erfüllt von der Begegnung mit Albano, seiner herzlichen, italien-ischen Art, fühle ich mich wie beflügelt. Es ist, als hätte er mir ein Stück seiner Offenheit und Lebensfreude mitgegeben. Mit dieser neuen Energie betrete ich das Schiff, und plötzlich wirkt alles um mich herum anders, leichter. Die Menschen strahlen förmlich vor Glück, als ob die Sonne des Mittelmeers nicht nur den Körper, sondern auch die Seelen erleuchtet hätte.

Überall ist die Freude spürbar: Paare am Pool, Kinder, die ausgelassen spielen, fröhliche Stimmen und Lachen in den Gängen. Die Leichtigkeit ist ansteckend, und ich fühle mich wie ein Teil dieser glücklichen Gemeinschaft. Albano hat mir gezeigt, wie einfach es sein kann, Menschen zu begegnen, wenn man sich nur öffnet – und genau das mache ich heute.

Während ich durch die Gänge schlendere, fange ich Gesprächsfetzen auf, die mich neugierig machen. So erfahre ich zufällig, dass es auf Deck 5 ein à la carte Restaurant gibt, in dem man von einem Kellner bedient wird. Kein hektisches Buffet, sondern ein ruhiger Ort, der mir sofort zusagt. Ich beschließe, dort mein Abend-essen zu genießen. Der Kellner fragt, ob ich einen Platz für zwei Personen benötige, aber ich lächle und sage: „Nein, nur für mich.“ Alleine zu essen, empfinde ich nicht als Problem – es ist vielmehr eine Gelegenheit, zur Ruhe zu kommen und den Moment zu genießen.

Nach dem Essen verspüre ich keine Lust, den Abend einfach enden zu lassen. Die Luft ist warm, und es zieht mich an die Bar. Dort bestelle ich mir einen Cocktail und lasse den Abend gemütlich ausklingen. Während ich meinen Drink genieße, gesellt sich eine Gruppe von Mitpassagieren zu mir. „Bist du alleine?“ fragen sie. Mit einem Lächeln antworte ich: „Ja, aber ich bin sehr zufrieden mit mir.“ Diese Offenheit führt oft zu netten Gesprächen, und auch jetzt entwickelt sich schnell eine lockere Unterhaltung. Es sind diese kleinen, unbeschwerten Begegnungen, die den Abend so besonders machen.

Und dann passiert es: „Big Sister“, die laute und präsente Stimme über die Lautsprecher, meldet sich zurück. Doch diesmal klingt sie fast wohlklingend in meinen Ohren. Sie kündigt eine Komödiantin aus Berlin an, die heute im Theater auftreten wird – eine Frau, die über ihr Leben als Single spricht, humorvoll und mit einem Augenzwinkern. Das Stichwort „Single“ weckt sofort mein Interesse. Neugierig darauf, wie andere Singles ihr Leben sehen, mache ich mich auf den Weg ins Theater.


Super Single Woman

Dort tritt Patrizia Moresco auf, eine echte Berliner Schnodder-schnauze, die mit Witz und Charme und Ironie über all die Höhen, Tiefen, Hoffnungen und Verluste des Single-Lebens aus dem „Nähkästchen so ganz unter uns“ über vielen kleinen Dramen, plaudert, die einen zum Schmunzeln und Lachen zu bringen – Singles und Paare gleichermaßen.

 

Vorhang auf: Frau Moresco betritt mit einem frechen Grinsen die Bühne und verliert keine Zeit, den ersten Treffer zu landen: "Darf ick mich Ihnen vorstellen? Ick bin die Patrizia, und Sie können sich nich' vorstellen, wie glücklich ick bin, seitdem ick eine ganz wichtige Entscheidung in meinem Leben getroffen habe. Die Beste meines Lebens!

 

 

Ja, erzählt mir nochmal wat von Liebe! 25 Jahre lang hab ick mich um ’nen Mann geküm-mert, der wie ’n Kind war, wie ’n kleiner Junge – so hilflos, total auf mich angewiesen, dass ick mich für ihn aufgeopfert hab. Aber irgendwann hab ick die Reißleine gezogen – und jetzt kann ick endlich wieder atmen! Ick freu’ mich, hier vor Ihnen zu stehen. I`m not a Single Lady - I`m a Single Super Woman!"

 

Das Publikum applaudiert, während sie fortfährt: „Männer, die suchen sich doch oft ’nen Mutter-ersatz. Seien wa mal ehrlich, viele Kerle wollen doch jemanden, der sich um sie küm-mert. Det is‘ wie früher bei Mutti – da musste man sich um nix kümmern. Und dit geht dann so weiter in der Beziehung. Ick hab dit bei meinem Ex-Mann gesehen, und ganz ehrlich: Bevor ick nochmal den Rundum-Service mache, kümmer ick mich lieber um mich selbst – als dem faulen Sack die Pantoffeln hinterherzutragen! Die Zeiten sind Gott sei Dank endgültig vorbei, wofür manchmal eine Trennung gut sein kann.“

Das Publikum nickt zustimmend, während sie hinzufügt: „Und wisst ihr wat? Mit ’nem bisschen Humor und Augenzwinkern kommt man da och ganz gut durchs Leben. Ick brauch‘ keine falsche Mitleidsnummern, nee, ick komm schon klar.“ Die Zuschauer schmunzeln, und sie lässt den Blick durch den Saal gleiten.

Sie schaut sich im Publikum um und fügt hinzu: "Seien Sie also auf der Hut, sobald Ihr Mann 'Mutti' zu Ihnen sagt. Dit is’ kein Kosename, dit is’ 'ne Beleidigung! Sie sind nich’ seine Mut-ter, Sie sind seine Frau. Und dit müssen Sie ihm klarmachen. Und wenn nich’, dann is’ es eh zu spät!" Das Publikum bricht in Lachen aus. Patrizia lehnt sich entspannt auf ihrem Barhocker zurück und fährt fort: "Früher hab ick mich so jefreut, wenn’s hieß, wir gehen tanzen. Heut' isses wie Urlaub – ick freu’ mich wochenlang drauf, und nach einma' tanzen bin ick fix und alle."

 

 "Und dann die Männer, wa? Die müssen nur ein bisschen mit dem Geldschein wedeln und ham' gleich ’ne junge Blondine am Start. Ick? Ick muss erst mal überlegen, ob ick mir von meinem schmalen Einkommen überhaupt ’nen Lover leisten kann. Aber da müsst ick ja für bezahlen – und dit is' gegen meine Ehre! Frauen zahlen nich’, wa? Frauen lassen sich einladen!"

Mit einem Augenzwinkern fährt sie fort: "Heutzutage isses ja en vogue, vegan zu sein, wa? Sollense alle ruhig machen, ick lass dit mal so stehen. Aber für mich heißt Emanzipation nich’, vegan zu sein – Emanzipation heißt, seine eigene Frau zu stehen. Und ick kann euch eins sagen: Alles, wat ick hier hab, hab ick mir selbst aufgebaut! Da bin ick verdammt stolz drauf."

 

Sie lehnt sich in triumphaler Pose zurück. "Alimente von 'nem Ex? Brauch ick nich’! Der kann schön woanders glücklich werden. Ick kann mir noch in den Spiegel kieken, und dit mit über 50. Und scheiß auf die Falten – weil auch Falten könn' sexy sein!"

Patrizia beugt sich leicht nach vorne, als ob sie ein Geheimnis verraten will. "Neulich treff ick meinen Ex uff der Straße. Der raucht jetzt E-Zigarette – ja, weil dit ja up-to-date is'. Also frag ick ihn: 'Na, wat rauchste denn da?' Und er so, fast verschwörerisch: 'Erdbeere. Vorher hab ick Vanille geraucht, aber dat verträgt sie nich – is' allergisch.'"

Sie blickt in die Menge und zieht eine Augenbraue hoch. "Erdbeere, Leute! Männer, wo sind wir nur hingekommen? Wo is’ die Männlichkeit geblieben? Männer im Publikum, wo seid ihr?" Nur wenige Hände gehen hoch. "Seht ihr? Ganz ehrlich, Frauen regieren doch die Welt– dit is’ einfach so."

Nun wird sie nachdenklicher, aber mit einem Augenzwinkern: "Und wisst ihr wat? Es wird immer so viel über die Liebe in der Partnerschaft geredet, als ob nur det einen vollständig macht. Nee, nee, Leute. Ick hab' gelernt, dass die wichtigste Liebe die zu dir selbst is'. Selbstliebe – det is' der Schlüssel! Man muss mit sich selbst zufrieden sein, und dann geht det auch als Single ganz jut."

Die Berliner Comedian lächelt verschmitzt und hebt die Faust: "Meine Zeit is' jetzt, wa?
Ick bin 50 – und I'm proud to be 50! Rock’n’Roll!" Zum krönenden Abschluss stimmt sie ein Lied an: "Ich bin 'ne sexy Rockerbraut und mache das, was sich keine traut!" Das Publikum jubelt, als sie sich unter brandendem Applaus von der Bühne verabschiedet.

Und während Frau Moresco „aus Berlin“ den gesamten Saal für sich gewinnt, spüre ich eine starke Verbindung zu ihr. Ihre ehrliche und humorvolle Art, mit den Herausforderungen des Single - Lebens umzugehen, berührt mich. Sie zeigt beneidenswert selbstbewusst, dass man auch  solo ein erfülltes Leben führen kann – unabhängig von gesellschaftlichen Erwartungen. Ihr Auftritt wirkt wie eine inspirierende Kraftquelle. Danke dafür, liebe Super Single Woman, du bist dufte!

 

Der Abend im Theater – ein unvergesslichen Erlebnis. Ich verlasse den Saal mit einem Lächeln und fühle mich leicht und beschwingt. Es war die perfekte Entscheidung, den Abend so ausklingen zu lassen, und es ist wieder einmal ein Beweis dafür, wie gut es tut, sich auf neue Erlebnisse einzu-lassen. Genauso wie ich alleine ins Theater gegangen bin, werde ich auch alleine in meine Kabine zurückkehren – aber nicht mit dem Gefühl der Einsamkeit, sondern mit einem tiefen Gefühl der Zufriedenheit. Mir wird bewusst, dass es , wenn man mit sich im Leben im Reinen ist, nichts gibt, was einem fehlt.


Ausblick

Nach einem aufregenden Tag in Tarent, voller Entdeckungen und Begegnungen, lässt das Schiff die Küste Italiens langsam hinter sich. Die Sonne neigt sich dem Horizont entgegen, und der warme Wind trägt den Duft des Meeres über das Deck.

 

Während die Passagiere sich in ihre Kabinen zurückziehen oder den Abend bei einem Drink an der Bar ausklingen lassen, denke ich noch einmal an die vielen Eindrücke, die dieser Tag mit sich gebracht hat. Doch der Gedanke an das nächste Ziel, Korfu, lässt mich nicht los. Es ist diese Vorfreude auf das Unbekannte, die mich wachhält, während das Schiff unermüdlich weiterfährt.

Heute Nacht überqueren wir die Grenze zwischen Italien und Griechenland, als ob wir eine unsichtbare Linie überwinden. Das Schiff verlässt Tarent und steuert in Richtung Korfu, und mit jeder Seemeile, die wir zurücklegen, fühlt es sich an, als würden wir eine alte Welt hinter uns lassen und in eine neue eintauchen.

Wir reisen nicht nur durch die Zeit, sondern überwinden auch noch Zeitzonen und erreichen an dem Ort, wo wir ankommen, eine neue Version von uns selbst. Das milde Klima Korfus soll heilende Wirkung haben – nicht nur für den Körper ;)

Doch davon gerne mehr in 2 Wochen im nächsten Blog, wenn ich von „Tag 4 - Korfu “ berichten werde. Denn dann gibt es ein Wiedersehen mit Kaiserin Sissi und natürlich mit mir, was du auf gar keinen Fall verpassen solltest. Wir lesen uns hoffentlich wieder ;)

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