Irres Kopfkino Alpträume

 

Wer, wenn nicht ich, wäre genau der passende Kandidat? Immerhin geht es um Forschung zum Wohle der Zukunft. Seit genau zwei Monaten befinde ich mich in einem Kampf, der mir den Schlaf derart raubt, da mich meine Träume zum Aufwachen zwingen, damit ich sie beenden kann und nicht weiter träumen muss.

 

Es ist schlimm, furchtbar und zutiefst beunruhigend, wenn man keine schönen Bilder zu sehen bekommt, sondern nachts im Schlaf mit Motiven konfrontiert wird, die geprägt sind von Angst, Verfolgung und Bedrohung.

 

Auch wenn es (noch) keine logische Erklärung gibt, was die Ursache sein könnte, ist die eine Erkenntnis offensichtlich. Diese Träume lassen sich eindeutig in eine Kategorie einordnen: Es sind Alpträume!

 

 

Schlecht geschlafen, weil schlecht geträumt

 

Aus der Traum! Endlich! Selten solch einen Quatsch geträumt. Aber was war es denn, was da gerade noch zu intensiv erlebt wurde, dass man es nicht aushalten wollte, das Ende miterleben zu müssen?

 

Alpträume erkennst du daran, indem du beim Aufwachen spürst, wie sehr dich der Traum angestrengt hat. Manchmal ist es ein starkes Luft holen, ein plötzliches Aufschrecken oder einfach der unbewusste Notschalter, der dich aus dem grausamen Spiel deiner Gedanken rettend zurückholt. Das kostet Kraft. Dein Körper ist Schweiß durchnässt, oder deine Finger zittern. Der Wunsch, das Bett zu verlassen, ist unmittelbar.

 

Bloß zurück in die gewohnte Umgebung ist das Ziel, dem du reflexartig folgst. Du verlässt das Schlafzimmer und schaltest überall in der Wohnung das Licht an. Der Blick auf die vertraute Umgebung schafft dir die notwendige Sicherheit zur Vergewisserung, dass du gerade einen Alptraum Trip erlebt hast und er zum Glück zu Ende ist.

 

Alles ist gut und du beruhigst dich beim Trinken eines Kakaos. Zucker hilft zu Entspannen. Du findest den Weg zurück ins Bett. Diesmal schläfst du tief und fest vor Erschöpfung ein. Bis zum Klingeln des Weckers bleiben dir jetzt noch vier wertvolle Stunden Regenerationszeit.

 

 

Die Erinnerung zieht dir einen Strich durch die Wahrnehmung

 

Was genau in deinem Gehirn abgegangen ist, traust du dich nicht wirklich am nächten Morgen zu deuten, denn schon zeigt der Versuch, sich bewusst an die Bilder des Traums erinnern zu wollen, erste Risse. Dem Vorsatz nachzugehen, den Alptraum detailliert aufzuschreiben, folgt zunächst die Suche nach Stift und Papier. 

 

Hast du das Material endlich gefunden, sind es nur noch ein paar phantastische „Bild -Fetzen“, doch es fehlt der chronologische Zusammenhang. Du hast keine Ahnung mehr, wann der Traum womit begonnen hat? Also schreibst du nur ein paar Schlagworte auf, die dir bei der Rekonstruktion helfen sollen. Du malst Monster und all die Ungeheuer auf, die dir in deinem Traum nach dem Leben trachteten. Aber sahen sie wirklich so aus, wie das „Krickel Krakel“, was du auf dem Papier schwer interpretierbar hinterlässt?

 

Du vertraust auf später, doch der zweite Blick beim ersten Kaffee zeigt nur ein paar unleserlich geschriebene Buchstabenkombinationen, bei denen du selbst ins Rätseln kommst, was da nur los gewesen sein muss letzte Nacht. Selbst die alte ägyptische Schrift lässt sich besser entziffern als das, was du als Dokument deines Alptraums fest gehalten hast. Du gibst dich geschlagen, dein neuer Tag ist wie immer ereignisreich genug, um deinen Traum endgültig ad acta zu legen.

 

 

Stress im Kopf

 

Die Internet-  Recherche über die Bedeutung der Träume im Zusammenhang mit Artikeln zur Schlafforschung und Erkenntnissen von Feng Shui, bringt nicht wirklich viel Neues ans Tageslicht. Du kaufst dir also ein neues Kopfkissen, prüfst die Härte der Matratze, reduzierst die Raumtemperatur, stellst das Bett um und vertraust darauf, dass du nie wieder diesen einen Alptraum erleben wirst. Entspannungsmusik aus der Schlafforschung soll helfen, liest du in einem Fachmagazin.

 

Es folgen unruhige Nächte. Besser auf der Hut sein, als noch einmal am eigenen Leibe erleben zu müssen, was dir den Schlaf raubt. Die Angst vor Monstern und anderen todbringenden Gestalten - sie ist da und wächst! Du spürst, dass der nächste Alptraum kommen wird. Das ist so sicher, wie der nächste Vulkanausbruch auf Island oder ein erneutes Erdbeben in der Türkei. Die Frage ist nur: Wann?

 

Um diese Nacht so lange wie möglich hinauszuzögern, beschließt du, vor dem zu Bett gehen, die Weltnachrichten nur kurz zur Kenntnis zu nehmen und schlechte Nachrichten um dich herum zu filtern. Bloß kein reales Horrorszenario. Dein Leben soll ausschließlich positiv ausgerichtet sein, so sehr fürchtest du die Nacht, wenn der Traum zurück kommt, vor dem du solch eine Angst beim Einschlafen entwickelst.

 

Dass der nächste Alptraum fürchterlicher werden wird als der bereits erlebte, ahnst du zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die nächsten zwei Tage und Nächte verlaufen erstaunlich friedlich, doch dann ist er da, der ultimative schrecklichste Alptraum, den du je erlebt hast und von dem ich hier berichten werde.

 

 

Hilf mir, den Traum zu deuten!

 

Dein Schlaf produziert inzwischen Alpträume in Serie. Sie sind der totale Horror, denn der Schalter des Nicht Zulassens fehlt. Wieso wirst du so hart bestraft, fragst du dich, dass du mit Leib und Seele deinen Urängsten ausgeliefert zu sein scheinst?

 

Wie soll man nur im realen Leben handeln, um die Angst vor dem nächsten weiteren Alptraum zu lindern? Nichts ist schlimmer als um den Schlaf gebracht zu werden. Nicht, weil man über das Grübeln, den Arbeitsstress und der Suche nach alltäglichen Problemen den Erholungsschlaf vermisst, sondern weil das Unterbewusste mit einer derartigen Urgewalt apokalyptische Bilder produziert, dass du nur noch Schreien und Davonlaufen willst. So schrecklich sind die Bilder deiner eigenen Fantasie, dass dir real bewusst wird, dass irgendwas in deinem Leben wohl schief läuft oder gelaufen sein muss.

 

Deine Aufgabe: Bitte deute den Traum. Sei ein Experte und informiere dich am besten über die fett geschriebenen Wörter. Verbinde die Wörter zu einer Wortkette. So erkennst du den Zusammenhang einer Situation, die auf eine bevorstehende Katastrophe hinweist.

 

Willst du dieses tragische Ende mit verantworten oder findest du eine Interpretation, dass jedes Traumsymbol ähnlich wie beim Tarot eine zweite Bedeutungsebene haben kann? Ist dieser Alptraum der Abgrund oder eine Chance?

 

Träume sind keine Schäume, sondern der Spiegel der Seele! Wenn du diesem Satz auch zustimmst, dann kennst du jetzt die Verantwortung, die ich verzweifeltes Wesen zu gerne an dich abgebe. Im Grunde spricht alles für den Strudel des Abgrunds in die Katastrophe einer geschundenen Seele, die kein Heil findet, da die Last der eigenen Schuld wohl zu stark wiegt.

 

Wird der Alptraum ein oder mehrere Zeichen der Vergebung senden und eventuell sogar eine Lösung beinhalten, die vielleicht übersehen wurde?

 

 

Hier kommt mein Alptraum

 

Kurzinhalt: Die Monster der Nacht wechseln ihr Gesicht, aber es bleiben Monster, die alles um dich herum zerstören, die Leid und Tod bringen und dich / mich als Höhepunkt ihres kannibalistischen Massaker Menüs zum Dessert gewählt haben. HORROR!

 

(aus der unmittelbaren Erinnerung nach dem Aufwachen mit zittriger Hand notiert)

Wir im Hochhaus – in unserer kleinen Wohnung – Feueralarm – Schreie – Blick aus dem Fenster – Panik auf den Straßen – ein Tornado wütet durch die Stadt  – aus der Badewanne kriechen tausende Kakerlaken und Schlangen  - sie wollen aus dem Bad ins Wohnzimmer – wir nehmen nicht den Aufzug, sondern die Wendeltreppe – unten angekommen wartet ein Auto auf uns – im Rückspiegel lila Fangarme aus Lava, die Menschen fangen – auf der Straße zerplatzen feurige Asphaltbläschen - das Auto fährt los und bleibt mitten in der Wüste im Sand stecken – direkt vor einem Kinoeingang – wir steigen aus, zahlen den Eintritt und setzen uns in zwei Kinosessel – der Vorhang vor der Leinwand öffnet sich - die Sessel, in denen wir sitzen,  verwandeln sich in ein kleines Holzboot -  wir bewegen uns auf die Leinwand zu, durchbrechen sie und befinden uns auf einer Achterbahnfahrt durch ein Spukhaus – es geht steil hinauf – plötzlich Dunkelheit – ich greife nach dir – doch du bist nicht mehr neben mir – meine Hände suchen, greifen ins tiefe Nichts – ich finde dich nicht – wo bist du – dann ein hämisches (aus)Lachen aus der Ferne oder Tiefe (der Unterwelt) - eine Tentakel nähert sich meinem Hals und kitzelt meinen Kehlkopf – will ihn zudrücken - ich krieg keine Luft mehrFotoapparate klicken – ich erstickeeeeeee

Abbruch des Traums

 

 

Angekommen in der Realität – persönliche Interpretation

 

Und nun? Wie nur umgehen mit einer offensichtlichen posttraumatischen Belastungs-störung? Egal, wie man den Traum deutet, ob sich neben Verzweiflung über den Verlust eines geliebten Menschen auch Hoffnung wieder findet, gibt es eine Erfahrung, die ich an dieser Stelle gerne weiter geben möchte.

 

Hast du einen „Beschützer und Aufpasser“ neben dir an deiner Seite liegen, schläft es sich beruhigter und die Anzahl deiner Alpträume nimmt rapide ab. Meine Aufgabe besteht darin, diesen einen Partner zu finden, dem ich das erneute Vertrauen aussprechen kann, dass er über mich „wachen“ darf.

 

Bis dahin lerne, dich deinen Träumen und Ängsten zu stellen und zu wissen, dass Träumen immer Verarbeitung bedeutet. Du selbst bist stark genug, um zu wissen, dass du nicht verlassen wurdest wegen eines konkreten Konflikts. Diese Schuldfrage stellt sich nicht, sondern dass das Verlassen ein aktives Beenden eines gefühlt gemeinsamen Weges war, der beide in die Irre geführt hätte, denn der Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit wuchs zunehmend, dass man sich der Wahrheit stellen musste.

 

So schmerzlich auch eine Trennung ist, umso deutlicher doch die Warnung des eigenen Körpers, des Verstandes und deiner Seele, inzwischen zu wissen, wann etwas nicht mehr gut für das eigene Heil ist, und wann es Zeit wird, loslassen zu müssen als Erlösung.

Träume sind immer eine Verarbeitung einer Altlast und irgendwann wird auch in hoffent-lich naher Zukunft dieser eine Alptraum zu Ende sein. Denn das winzige Licht der Hoff-nung, es leuchtet schon für 2024. Die Zeit wird irgendwann die Wunden heilen, es braucht nur ein bisschen Geduld und dann ist wieder Platz da: für die Liebe ;)

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